Veranstaltungsbericht – Bedingungsloses Grundeinkommen im Theater Vorpommern

Am 28.5.13 sprachen Susanne Wiest, Götz Werner und Johannes Stüttgens im gut gefüllten Theater Vorpommern über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE).

Susanne Wiest stellte ihre Initiative vom Anfang bis heute dar. Sie sprach von den schwierigen Einkommensverhältnissen, die ihre Berufswahl als Tagesmutter mit sich bringt. Sie hatte sich bisher nicht politisch engagiert. Als aber steuerlichen Veränderungen die Situation noch verschlechterten, wurde ihr bewusst, wie wenig Wertschätzung Ihrem Berufszweig offensichtlich entgegen gebracht wird. Zum einen reagierte sie mit einer Petition, die speziell auf Ihre Situation zutraf. Zum anderen wurde Ihr aber auch klar, dass nicht nur ihr Berufszweig sondern auch viele andere diese geringe Wertschätzung erfahren. Daher legte sie eine weitere Petition für das BGE ein. Mit großem Erfolg, wie sich dann herausstellen sollte, denn viele Menschen unterstützten die Petition. Nun konnte sie das Anliegen im Bundestag vorbringen. Die Anhörung vor Politikern war allerdings ernüchternd und ohne Konsequenzen. Die Ignoranz der Politiker trotz der vielen Stimmen für das BGE war für Susanne Wiest der Grund, stärker das Thema zu verfolgen. Sie versucht daher auf parlamentarischer Ebene das BGE durchzusetzen und steht im kommenden Herbst bei der Bundestagswahl auf der Liste der Piraten.

Ein bekannter Vertreter des BGE ist Götz Werner. In seiner Rolle als Chef der Drogerie-Kette dm macht er deutlich, dass das BGE nicht nur Vorteile für Geringverdienende hat. Die auch von Finanzexperten wieder verstärkt geforderte gesteigerte Binnennachfrage könnte durch das BGE eintreten und käme natürlich auch ihm zu Gute. Er erwähnte das eher scherzhaft am Rande und überhaupt konnte Werner Götz mit einigen Lachern die Sympathien des Publikums erringen. Sein Vortrag bot aber darüber hinaus einige spannende Momente. So etwa der Vergleich der Bodenreform als Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum in der Vergangenheit mit dem BGE als Teilhabe in einer komplexeren Gegenwart und als heute notwendige Basis des Menschen, produktiv tätig zu werden. Oder der geschichtliche Rückblick auf die Säulen des Bismarckschen Sozialstaates, die seiner Meinung nach heute überholt sind, da sich die gesellschaftlichen Verhältnisse gewandelt haben.

Johannes Stüttgens, Gesellschafter der Omnibus für direkte Demokratie gGmbH und Meisterschüler des Künstlers Joseph Beuys, legte sein Engagement für die direkte Demokratie, für die Volksabstimmung, und die Verknüpfungspunkte zum BGE dar. Für mich nicht immer leicht verständlich, tauchten auch bei ihm interessante Gedanken und Schlagworte auf. Die Sozialen Plastik beispielsweise – eine durch menschliches Handeln geformte Gesellschaft begriffen als Kunstobjekt – könne stimmige Formen erhalten, wenn alle an ihr mitwirken können. Voraussetzungen dafür könnten Volksentscheide und eben das BGE schaffen.

Insgesamt ein spannender Abend, der oft philosophische Perspektive eröffnete und zu Diskussionen anregte.